Unsere Entscheidung nach Kuba zu fahren kam sehr plötzlich. Unser Sohn Max und seine Freundin Anne sind ein Jahr auf Weltreise und irgendwo wollten wir uns mit ihnen treffen. Eigentlich hatten wir an Kanada gedacht, aber das passte dann nicht in unseren Zeitplan und als sie uns erzählten, dass sie im April nach Kuba wollten, war schnell klar, dass wir dabei sein würden. Der Flug war flott gebucht, der Rest sollte so laufen, wie bei unseren früheren Reisen. Aber bei unseren Recherchen stellte sich heraus, dass Kuba nicht so einfach zu bereisen ist wie Südamerika. Man braucht ein Visum, die sogenannte Touristenkarte. Leihwagen kann man nicht vor Ort mieten. Das muss man lange im voraus von Deutschland aus machen und zwar nicht bei den üblichen Agenturen. Dafür gibt es spezielle Portale. Booking, Airbnb und Co. funktionieren nicht innerhalb von Kuba. Natürlich hätte man auch eine Pauschalreise buchen können, aber das ist nun einmal nicht unsere Art.
Schließlich sind wir am 28. März Richtung Havanna aufgebrochen und haben pünktlich schon am Flughafen unseren Sohn und seine Freundin getroffen.
Was wir in den folgenden drei Wochen erlebt haben, war anders als alles bisher Erlebte. Kuba ist bunt und laut und hält viele Überraschungen bereit.
Wir haben den Osten und die Mitte bereist. Unser Leihwagen war nicht unbedingt TÜV-tauglich (jedes Rad hatte nur drei Schrauben, ein Blinker fehlte), aber er hatte viel Kofferraum und fuhr zuverlässig. Gewohnt haben wir ausschließlich in „Casas Particulares“, Privatunterkünften, die wir vor Ort gesucht haben.
Anders als bisher wollen wir hier im Blog nicht unserer Reiseroute folgen, sondern auf einzelne Themen eingehen.
Auf Kubas Straßen
Schon die ersten drei Tage in Havanna waren ein Highlight in Sachen „alte Autos“. Hatten wir mit ein paar amerikanischen Oldtimern aus der Zeit vor der Revolution gerechnet, mussten wir feststellen, dass die Straßen voll waren davon. Natürlich haben wir auch das Angebot genutzt uns eine Stunde lang mit einem knallroten offenen Straßenkreuzer durch die Straßen Havannas chauffieren zu lassen. Aus Kostengründen haben wir sonst auf die gelben Knutschkugeln zurückgegriffen.
Auch außerhalb von Havanna sind die „Carachas“ noch die am meisten privat genutzten Autos. Fahrzeuge neueren Baujahrs sind meist Leihwagen oder gehören zu der riesigen Flotte staatlicher Taxis an. Da aber nicht jeder eine schöne alte Kiste hat, wird das Strassenbild durch für uns oft ungewohnte Fahrzeuge bereichert wie Ochsenkarren, Pferdekutschen, auch als Taxi, alte Fahrräder, fast immer ohne Bremsen aber oft mit Holzkindersitz, manchmal mit „Motor“, verschiedenste Karren und Motorroller. Auf der „Autopista“ bevorzugt man als Autofahrer die linke der drei Spuren, denn die rechte ist den Fahrrädern, Kutschen und Karren vorbehalten, manchmal auch in Gegenrichtung. Rechts sind auch die Bushaltestellen, wobei die Busse für Kubaner oft umgebaute LKW sind. Händler bieten dort, aber auch auf dem Mittelstreifen, ihre Ware an, Anhalten kein Problem. Da die Schlaglöcher oft riesig sind und meist unerwartet kommen, kann man eh nicht schnell fahren.
Städte, Orte und Kubaner
Havanna hat eine schön renovierte, aber auch sehr touristische Altstadt. Hier ist viel Geld in die Sanierung geflossen, denn der Tourismus ist die große Geldquelle Kubas. Aber schon wenn man „Habana centro“ zu Fuß durchstreift, bekommt man eine Vorahnung des anderen Kubas. Hier besteht die Renovierung oft nur in neuer Farbe, das Strassenbild ist ausgesprochen bunt. Dazwischen gibt es aber auch viele sehr heruntergekommene Häuser und viel Improvisiertes. Aber hier pulsiert das kubanische Leben, mit Straßenständen für Obst und Gemüse, Churros oder Gebäck.
In anderen Städten wie Viñales, Mantanzas, Trinidad, Cienfuegos und Santa Clara sind die Unterschiede zu europäischen Städten noch auffallender. Pferdekutschen sind hier neben Oldtimern alltägliches und dominierendes Verkehrsmittel, auch nachts.
Wer in Kuba ein Haus besitzt, versucht die Lizens für eine „Casa particular“ zu erhalten, denn im Tourismus verdient man Dank Touristenwährung mehr als irgendwo sonst. Angeboten werden Doppelzimmer mit Bad und Frühstück und auf Wunsch auch Abendessen. Die Preise sind günstig und immer verhandelbar. Kostenlos ist immer der der Familienanschluss und so haben wir interessante Gespräche mit den verschiedensten Leuten geführt und auch interessante Tipps bekommen. Immer sind wir freundlich aufgenommen worden. Nur unsere Vorstellung von laut und leise gingen manchmal etwas auseinander.
Auch mit den Leuten auf der Straße kommt man leicht ins Gespräch. Probleme mit der Figur hat hier keiner und betont diese gerne mit enganliegender, bunter Kleidung.
Landschaften
Natürlich haben wir auch die karibische Küste mit den berühmten Sandstränden und dem blaugrünen Meer besucht, allerdings nicht die von Pauschaltouristen belagerten Strände in Veradero und Cayo Coco, sondern kleinere, abgelegenere Strände wie Cayo Jutías oder Playa Girón und Playa Ancón. Zweimal haben wir geschnorchelt und die bunten Fische bewundert.
Es ist schwierig in Kuba selbstständig Wanderungen zu unternehmen. Trotzdem sind wir mal mit Begleitung mal ohne durch den Urwald von Soroa, die Kegelberge „Mogotes“ von Viñales, zu kühlen Badestellen an Wasserlöchern und Wasserfällen, zu Höhlen und Mangroven und sogar abenteuerlich entlang einer alten Eisenbahnlinie unterwegs gewesen.
Fazit
Die bunten Bilder können aber nur einen oberflächlichen Eindruck von diesem Land vermitteln. Kuba ist ein sozialistisches Land. Auch wenn es sich im Moment langsam dem Westen öffnet, prägt die Planwirtschaft das gesamte öffentliche Leben.
Schon unterwegs fällt auf, dass jedwede Markenwerbung fehlt, aber auf großen Plakatwänden Che und Fidel zitiert werden.
Es gibt aber auch keine Markenprodukte, da eigentlich alles staatlich produziert wird. Statt Cola und Fassbrause gibt es die staatlichen Refrescos in der Dose in vier Geschmacksrichtungen, wenn denn noch welche da sind. Auch Busse, Hotels, Geschäfte, Restaurants etc.. sind staatlich.
Im Tourismusbereich gibt es die ersten Privatisierungen, wie die Casas, aber auch einige Taxis und Restaurant, natürlich alles unter strengen Auflagen und Kontrollen. Dadurch sind in Kuba zwei Parallelwelten entstanden: die Welt derer, die am Tourismus verdienen und derer, die von einem staatlichen Gehalt, im Schnitt ca. 33US$, leben müssen. Auch Ärzte, Ingenieure und Lehrer verdienen weniger als 80US$.
In Kuba gibt es zwei Währungen. Die Touristenwährung CUC, gebunden an den US$ und die einheimischen Pesos. 1 CUC entspricht 24 Pesos. Die Preise, die man bezahlt, richten sich nach der Währung, in der man bezahlt, und mit welcher Währung man bezahlen kann nach dem Ort. So kostet ein Espresso in der Altstadt von Havanna 1CUC, 25 Minuten weiter in einer Nebenstrasse 1 Peso.
Es herrscht ein Mangel oft an den alltäglichsten Waren, die kubanischen Läden sind aus unserer Sicht leer. Es gibt nur einzelne Produkte, die aber füllen dann ein ganzes Regal. Die große Mehrheit der kubanischen Familien sind für ihren Lebensmitteleinkauf auf Libretas angewiesen, eine Art Lebensmittelkarten, die in Läden eingelöst werden, in denen Touristen nicht einkaufen dürfen. Vieles, was Touristen in den Devisenläden kaufen können, ist für Kubaner unerschwinglich. Da ist viel Improvisationswille und Kreativität erforderlich. Wir waren positiv überrascht, mit welcher Gelassenheit und Lebensfreude die Kubaner mit diesen Problemen umgehen. Beklagt hat sich keiner über die Situation. So wurde uns in den Casas immer ein kreatives und schmackhaft zubereitetes Abendessen serviert.
Aber die Touristen wecken bei den Kubanern neue Bedürfnisse, die nur über Devisen erfüllbar sind. Wir haben einen Automechaniker getroffen, der z.B. lieber auf einem Touristenparkplatz Autos für 1CUC bewacht, als im Staatsdienst zu arbeiten. Sein Monatseinkommen steigt so deutlich öund das in CUC.
Die Leute sind uns fast überall offen begegnet, aber vieles war fremd für uns und hat uns nachdenklich gemacht. Der viele Lärm, die Hitze und die Abgase haben die Reise anstrengend gemacht. Wir haben interessante Einblicke in diese so andere Welt gewonnen, aber wir waren auch froh als es wieder Richtung Heimat ging.