Circuito de los Dientes de Navarino – ans Ende der Welt

Mittwoch, 20.11.

Von Punta Arenas, das wir am Tag zuvor mit einem LAN-Flug erreichten, brachte uns ein Hochdecker mit 20 Plätzen bei stürmischen Wetter sicher nach Puerto Williams. Der Flugkapitän befragte uns persönlich, ob wir seine Sicherheitsanweisungen auf Spanisch verstanden hätten.
Die südlichste Stadt der Welt (2000 Einwohner, hauptsächlich Marineangeörige) liegt auf der Isla Navarino, bekannt für ihr extrem unbeständiges Wetter und den Fang von „kingcrabs“. Da wir im Hostal eines Fischers wohnten, bekamen wir schon zum Frühstück ihr leckeres Fleisch zu essen.
Der geplante „Dientes Circuit“ umrundet das spektakuläre Dientes-Massiv und ist die südlichste Trekkingroute der Welt.

 

Donnerstag, 21.11.

Das Wetter war gut, erstaunlich warm und fast windstill. Am Startpunkt des Trekkings konnten wir zunächst einmal einen Cache loggen. Dann ging es steil, auf noch gut sichtbarem Pfad bergauf bis zu einem Aussichtpunkt mit phantastischem Blick über den Beagle-Kanal. Auf 700m Höhe erreichten wir die Passhöhe und vor uns lag das wildgezackte Massiv der Dientes de Navarino. Durch steile Geröllfelder ging es bergab bis zum Lago del Salto. Es war nicht so einfach, einen trockenen Zeltplatz zu finden. Letztendlich mussten wir die Füße für die Nacht „etwas hochlegen“. Auf dem noch weitgehend zugefrorenen See konnten wir wieder einmal Andengänse beobachten. Vom Zeltplatz aus konnten wir sehen, dass in der Aufstiegsroute für den folgenden Tag noch sehr viel Schnee lag.

 

Freitag, 22.11.

Die Nacht war frostfrei geblieben, so dass wir durch weichen, teils tiefen Schnee den Berg hinauf stapfen mussten. Über drei Pässe führte die Trekkingroute bis zum Paso de los Dientes. Da das Wetter immer noch gut war, entschieden wir uns für einen kleinen Abstecher (ohne die schweren Rucksäcke) zum Monte Bettinelli, auf dem der südlichste Traditional-Cache der Welt liegt. Nach 2 Stunden Anstieg konnten wir loggen. Der letzte Log war aus dem März 2012.
Vom Gipfel hatte man einen traumhaften, unglaublichen Blick bis zum Ende der Welt: Kap Hoorn.
Nach weiteren 1,5 Stunden waren wir wieder bei den Rucksäcken. Durch Südbuchenwälder, vergleichbar mit dichtem Unterholz, mussten wir uns bis zur Laguna de los Dientes hinabkämpfen. Auch die Suche nach einem Zeltplatz gestaltete sich schwierig, da die Biber im Uferbereich ein Schlachtfeld an toten Bäumen zurückgelassen haben. Die Kulisse war geradezu skuril. Letztendlich mussten wir die Beine hier noch etwas höher legen.

 

Samstag, 23.11.

Die Route führte uns vorbei an weiteren Seen, über einige Biberstaudämme, schließlich wieder über zwei Pässe mit toller Aussicht und noch mehr Seen zu unserem heutigen Ziel, der Laguna Martillo. Unterwegs konnten wir immer wieder die uns fremde Flora bestaunen, aber auch, was die Biber auf der Insel angerichtet haben. Beim Abstieg vom letzten Pass stürzten die Temperaturen ab.
Wir fanden einen guten Zeltplatz und während des Aufbaus fielen die ersten Regentropfen. Den Rest des Tages verbrachten wir im Zelt. Abends ging der Regen in Schnee über. Wir machten uns Gedanken, ob wir am nächsten Tag den höchsten Pass der Route überwinden könnten.
Um das Kochen im Zelt zu verkürzen, opferten wir unsere Nofallration Instant-Trekkingnahrung. Das Chili schmeckte erstaunlich gut.

 

Sonntag, 24.11.

Morgens schneite es immer noch. Wir entschieden uns trotzdem nicht zu spät aufzubrechen und zu versuchen, die letzten beiden Etappen an einem Tag zu schaffen. Zuerst verliefen wir uns ein wenig, könnten aber schnell zur Hauptroute zurückfinden. Die Route zum Pass Virginia (829m) hinauf war im unteren Teil extrem schlammig, oberhalb der Waldgrenze führte sie über ein vereistes Hochplateau. Hier lernten wir den sprichwörtlichen patagonischen Sturm kennen. Der Pass selber war extrem überwächtet und man musste für den Abstieg in die Gröllhänge am Rand ausweichen, Diese erlaubten teilweise eine flotte Abfahrt zur Laguna Guanacos. (die Schuhindustrie freut sich.)
Unterdessen hatte es zwar aufgehört zu schneien, aber unsere Füsse waren nass und der Wind immer noch sehr stark. Also entschieden wir uns, auch die letzten 5 Stunden noch anzugehen. Die Wegspur war nur zu Beginn zu erkennen, dann kämpften wir uns sehr mühsam durch einen dichten Wald mit umgestürzten Bäumen (Biber am Werk). Nach einem letzten Wegstück durch offenes, nasses Gelände erreichen wir die Fahrstrasse., die uns in weiteren 8km nach Puerton Williams führen sollte. Die Sonne schien wieder.
Wir hatten Glück. Nach einem kurzen Stück Weg hat uns ein junger Mann, der „dentisto“ von Puerto Williams, in seinen Pickup (diesmal im Fahrerraum) mitgenommen.
Das „Wetterglück“ hatte uns ein unglaubliches Erlebnis und Abenteuer am Ende der Welt ermöglicht.

 

 

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